In Bern obe 10/25

Kolumne erschienen im Wohler Anzeiger vom 10. Oktober 2025

Es gibt im politischen Bern unbeliebte Aufgaben. Dazu gehört das Parteipräsidium. Während früher hohes Ansehen und eine Wahl in den Bundesrat lockten, tun sich die Parteien schwer, Freiwillige zu finden. Die Namen sind nicht so geläufig wie früher (wie Steinegger, Bodenmann, Leuthard, Rösti) und müssen gegoogelt werden. Die Aussicht bei mässiger Entlöhnung jeden Abend in einem Hinterzimmer eines Restaurants zu verbringen und ein gutes Dutzend bereits überzeugte Parteimitglieder von den Vorzügen der eigenen und den Schwächen der anderen Parteien zu überzeugen, reizt nicht besonders. Die Teilnahme an Elefantenrunde ist da wenig Trost.

Am einfachsten hat es die SVP. Der Präsident erhält einen Spickzettel und kann jede Diskussion bestreiten: 1. Die Ausländer sind schuld. 2. Die EU ist schuld. 3. Die Beamten sind schuld. Wenn es intellektuell anspruchsvoller wird, kommen Blocher Senior und Juniorin zu Hilfe. Leider argumentieren sie mit dem gleichen Spickzettel. Bei der Mitte-Partei war das Aufatmen gross, als sich nach der schwierigen Suche nach einem Bundesrat jemand für die Parteispitze meldete. Die Aufgabe ist auch herausfordernd: Die Mitte zu finden, ist schwieriger, als Parolen zu dreschen. Die SP verteilt das Leiden auf zwei Schultern und hat eine Co-Leitung eingesetzt. Anspruchsvoll ist bei diesem Modell, dass sie die gleichen Positionen vertreten. Bei der SP ist dies kein Problem, da die genderkonforme Sprache oft wichtiger ist als die Inhalte. Und das Wort ‘absurd’ darf auf keinen Fall fehlen! Die FDP hat die Co-Leitung für sich entdeckt, wobei erstaunt, dass sie von der SP abkupfert. Für die FDP hat die doppelte Führung den grossen Vorteil, dass sie das breite Meinungsspektrum in der Partei abdecken kann. Die eine Präsidentin ist für die EU-Verträge, der andere Präsident dagegen. So sind alle zufrieden, nur weiss niemand, wo die Partei steht.

Nun, ich habe alle Parteipräsidenten gegoogelt: Bregy, Dettling, Meyer, Mühlemann, Wermuth, Vincens-Stauffacher. Vielleicht gehen sie mal an einen Parteianlass, um zu sehen, wer welcher Partei vorsteht. Die Präsidentinnen und Präsidenten würden sich über Zuspruch freuen.

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