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Kolumne erschienen im April 2025 im Wohler Anzeiger https://wohleranzeiger.ch

Jetzt haben sie doch noch einen neuen CVP-Bundesrat gefunden. Ich weiss, heute heisst die Partei ‘Die Mitte’, aber bei CVP wusste ich noch, für was die Partei stand. Die Mitte zwischen SVP, FDP, SPS und Grünen stelle ich mir irgendwie leer vor. Normalerweise wählt das Parlament jemanden, den sie gut kennen. Bei Markus Ritter, wusste man dies offenbar zu gut. Wer sich als guter Katholik gibt und doch jeder Asylgesetzverschärfung zustimmt, war vielen doch zu scheinheilig.

Was muss der neue Bundesrat Martin Pfister tun, um ein guter Bundesrat zu werden?

Bundesrat zu sein, ist zuallererst mit viel Arbeit verbunden. Die Tage sind lang und mit Terminen vollgestopft, so dass eine schnelle Auffassungsgabe und Schlagfertigkeit helfen. Doris Leuthard bleibt in dieser Beziehung der Massstab für ‘gut’. Mit ‘Kei Lust’ wird er es nicht weit bringen. Alle drängen zum Bundesrat, alle wollen etwas und das wollen sie aus dem Munde eines Bundesrates hören. Ihr Anliegen sei das wichtigste! Das stimmt, aber nur aus der Sicht der Betroffenen. Um niemanden vor den Kopf zu stossen, kann ein Bundesrat das Nein-Sagen dem Amtsdirektor delegieren.

Der Weg wird mit Fettnäpfen gepflastert sein. Die politischen Gegner, die Presse und vermeintliche Parteifreunde warten auf Fehler. Es ist eine Kunst, ein ambitioniertes Programm anzukündigen, aber nicht zu viel zu versprechen. Die weltbeste Armee wurde uns schon versprochen, mit einer funktionierenden wären wir zufrieden. Ein guter Bundesrat hört auf die Verwaltung. Ich weiss, ich bin hier nicht neutral. Die Vorlagen der Verwaltung sind in aller Regel von hoher Qualität. Selbstverständlich entscheidet der Bundesrat über die politische Richtung. Wie Politik ohne Verwaltung aussieht, sehen wir gerade in den USA.

Und vor allem: Ein guter Bundesrat muss sich von seiner Partei lösen. In den letzten Jahren hat sich die Unsitte eingebürgert, dass Bundesräte von strammen Vertretern ihrer Partei umgeben sind. Diese Leute haben klare Haltungen bei begrenztem Sachverstand. Ein gut durchmischtes Team schützt davor, sich zu verrennen. Albert Rösti macht dies nicht schlecht, nur hört er ab und zu auf die Falschen. Welcher Partei ein Bundesrat angehört, sollte man bald schon nicht mehr merken. CVP oder Mitte: egal.

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